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28. Dezember 2012 · 15 KommentareGluten (Kleber)
Andere Bezeichnungen:
Kleber, Klebereiweiß, Protein
Beschreibung:
Gluten ist ein aus verschiedenen Eiweißen zusammengesetztes Gemenge, das in bestimmten Getreidearten vorkommt (insbesondere in Weizen und Dinkel). Es hat entscheidende Bedeutung für die Backfähigkeit von Mehl.
Die Stärkekörner des Mehlkörpers eines Getreidekorns werden von den Klebereiweißen Gliadin und Glutenin umgeben. Bei Kontakt mit Wasser verbinden sich beide Eiweiße zu Gluten und nehmen dabei ein Vielfaches ihres Eigengewichtes an Wasser auf (= Feuchtkleber). Je höher der Kleberanteil in einem Mehl, umso mehr Wasser kann gebunden werden, umso höher die Teigausbeute. Beim Backen gibt das Gluten einen Teil des Wassers an die in der Verkleisterung befindliche Stärke ab. Verkleisterte Stärke und geronnenes Klebergerüst bilden im gebackenen Brot die Krume.
Das Verhältnis aus Gliadin (verantwortlich für die Verformbarkeit) und Glutenin (verantwortlich für die Elastizität) bestimmt, wie gut ein Teig bearbeitet werden kann. Die Kleberverhältnisse hängen vor allem vom Anbaugebiet (Lage, Klima, Witterung) und von der Getreidesorte ab.
Glutenin bildet bei ausreichender Zeit und Bearbeitung (siehe auch Autolyse, Kneten, Dehnen und Falten) ein dichtes Netzwerk aus Eiweißsträngen, in welche das kugelförmige Gliadin eingelagert ist. Letztere erlauben ein Verschieben der Gluteninstränge. Das Klebernetz fängt das bei der Hefegärung entstehende Kohlenstoffdioxid auf und ermöglicht so das Aufgehen des Teiges (siehe auch Fenstertest). Der Klebergehalt und die Kleberqualität eines Mehles ist entscheidend für Gashaltefähigkeit eines Teiges. In Roggen ist ebenfalls Kleber enthalten, die Eiweiße können sich aber aufgrund der Schleimstoffe (Pentosane) nicht vernetzen.
Der Klebergehalt handelsüblicher Weizenmehle liegt zwischen 12-13% (trocken). In Verbindung mit Wasser erhöht sich die Menge auf 30-35% (Feuchtkleber). Der Kleberanteil sinkt zur Mitte des Mehlkörpers, seine Qualität aber steigt. Deshalb haben stark ausgemahlene Mehle einen höheren Kleberanteil von geringerer Qualität als wenig ausgemahlene Mehle mit niedrigerem Klebergehalt von besserer Qualität.
Bestandteile des Glutens können bei Menschen mit entsprechender Veranlagung zu Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) führen.
Quellen:
Wikipedia, Roth, Lutz Geißler
Wernher Kaul
27. Oktober 2019 um 14:20
Hallo Herr Geißler,
es gibt bei verschiedenen Mühlen reinen Weizenkleber zu kaufen. Kann man den einfach dem Roggenmehl beimischen um eine bessere Teigstruktur zu erreichen? Oder wissen
Sie, wozu dieses Backmittel verwendet wird.
Lutz
8. November 2019 um 06:43
Kleber wird manchmal etwas schwächeren Weizenmehlen zugesetzt, aber meines Wissens nie Roggenmehlen. Roggen selbst enthält auch Kleber, kann sich aber aufgrund der Pentonsane nicht voll entwickeln. Insofern wäre die Kleberzugabe nicht so effektiv, zumal dann der Charakter von Roggenbrot verloren ginge.
André Müller
2. November 2019 um 19:05
Sind im Kleber Kohlenhydrate?
Lutz
8. November 2019 um 06:52
Kleber ist pures Eiweiß.
Karin Düllmann
20. November 2019 um 14:22
Hallo,
In einem Brotrezept steht als Zutat 40 g Kleber….wer kann mir sagen was damit gemeint ist, wo ich das bekomme,,,,bzw. durch was es zu ersetzen ist
Lutz
24. November 2019 um 17:36
Kleber kannst du im Bioladen/Reformhaus kaufen (heißt dann meistens Seitan). Ersetzbar ist er nicht, außer durch ein gutes Mehl ;). Was soll denn daraus gebacken werden?
Erik
3. Januar 2020 um 15:08
Hallo,
wird Gluten mit der Zeit, also mit der Fermentation stärker oder schwächer? Im Internet finde ich sehr widersprüchliche Informationen.
Ein starkes Glutengerüst bedeutet mehr Elastizität, richtig?
Lutz
7. Januar 2020 um 21:31
Es wird schwächer. Ein gewisser Säureanteil im Teig kann das Gerüst zunächst stärken, aber bei Langzeitführungen wird immer das Klebergerüst angegriffen.
Flo
25. Mai 2020 um 11:16
Kann Ich Handelsüblichem Weizenmehl der Type405 etwas Weizenkleber/Gluten/Saitan beimischen um den Klebergehalt zu erhöhen?
Bei Langzeitführung wie meinem Pizzateig Stabilitätstechnisch doch interessant?
Lutz
11. Juni 2020 um 08:43
Ja, das ginge, aber einfacher ist es, mit 550er Type zu arbeiten.
silvie
13. Oktober 2020 um 10:35
hallo bringt es im Berner Butterzopf mit Gluten zusätzlichund Mehlkochstück für die Luftigkeit zu arbeiten?
ich nehme Zopfmehl( Weissmehl mit 10% Dinkel)
Tanja
14. November 2020 um 06:42
Lieber Lutz, liebe Backfreunde,
zur Zeit habe ich ein 550er Weizenmehl, das stark abgelagert ist und noch von der letztjährigen Ernte stammt. Meine Teige verhalten sich sehr zäh und bockig, ich kann sie kaum dehnen und falten, wenn ich sie mit der Maschine geknetet habe.
Was sollte man bei „altem“ Weizenmehl tun, um den Kleber zu entspannen? Was mir einfällt:
Mehr Wasser nehmen, einen Teil durch Dinkel ersetzen, Säure, z.B. Essig oder Orangensaft zugeben, kürzer kneten, weniger oft dehnen und falten, no knead.
Was ist euer Rat?
Viele Grüße Tanja
Jochen
15. November 2020 um 17:34
Hallo Tanja,
so wie es aussieht, scheint bei Deinem Mehl das MHD abgelaufen zu sein. Zum Backen, wo es auf die Eigenschaften des Mehls ankommt, würde ich mich damit nicht rumärgern. Für Pfannkuchen, für Béchamelsauce und der Gleichen dürfte es aber noch gut sein.
Viele Grüße
Jochen
Tanja
8. Dezember 2020 um 13:17
Hallo Jochen,
nein, das MHD ist längst noch nicht abgelaufen.
Sandra Seelmann
24. November 2020 um 09:40
Hallo Herr Lutz,
Ich habe ein Rezept für ein Eiweißbrot und da benötige ich 130 g Gluten. Kann ich dieses Gluten (Kleber) verwenden oder kann ich das auch durch Mehl ersetzen?
Im voraus vielen Dank für ihre Antwort und viele Grüße Sandra